Ernährungsbildung von Anfang an

Wir unterstützen mit Ich kann kochen! Genussbotschafter:innen und Einrichtungen, neue Angebote zu starten, bestehende Koch- und Ernährungskurse auszubauen und ihre Qualität zu steigern. Dazu gehört auch, die Rahmenbedingungen für die Themen Ernährung und Ernährungsbildung in den Einrichtungen zu stärken. Denn praktische Ernährungsbildung und regelmäßiges gemeinsames Kochen sind im Idealfall fester Bestandteil des pädagogischen Alltags.

Unsere Genussbotschafter:innen spielen hier eine wichtige Rolle – mit ihren Kochaktivitäten, als Ansprechpersonen für Mitarbeitende und Eltern sowie als Impulsgeber:innen, wenn es zum Beispiel um die Ausstattung der Einrichtung oder die Zusammenarbeit mit den hauswirtschaftlichen Fachkräften geht. Neben ihrem engagierten Einsatz braucht es aber die Unterstützung der Einrichtungsleitungen und Träger, um Ernährungsbildung nachhaltig im Alltag der Einrichtungen zu etablieren und bestehende Strukturen anzupassen.

Ich kann kochen! hat über die Genussbotschafter:innen bereits Kinder in mehr als 10.000 Einrichtungen in ganz Deutschland erreicht, davon 5.616 Kitas und 2.146 Grundschulen. Ich kann kochen! wird auch sehr gut von Einrichtungen angenommen, die einen hohen Anteil an Kindern mit einem niedrigeren soziökonomischen Status betreuen. 16 Prozent der Ich kann kochen!-Einrichtungen liegen in Kreisen oder kreisfreien Städten, in denen über 25 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II) haben.

„Seit Beginn der Ich kann kochen!-Aktivitäten an meiner ehemaligen Schule ist das Thema Ernährung sehr viel präsenter als vorher.“

Kerstin Döller, Genussbotschafterin

Ergebnisse und Empfehlungen der Evaluation

Die Genussbotschafter:innen wurden neun bis zwölf Monate nach der Fortbildung gefragt, wie sich ihre Tätigkeiten ihrer Meinung nach auf ihre Einrichtungen auswirken. Zusätzlich besuchten Teams der PH Schwäbisch Gmünd und der Universität Jena jeweils elf Kitas und Grundschulen bundesweit und befragten Genussbotschafter:innen und Einrichtungsleitungen.

Förderung der Ernährungsbildung

Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Thema Ernährung in den Einrichtungen stärker in den Vordergrund gerückt ist. Es werden vermehrt Aktivitäten durchgeführt, und die Ernährungsbildung gewann an Bedeutung. Über 90 Prozent der Genussbotschafter:innen setzen seit der Ich kann kochen!-Fortbildung Kochangebote mit Kindern in ihren Einrichtungen um. Davon gaben über die Hälfte (56 %) an, dass ihre Tätigkeit Impulse gibt und zu Veränderungen führt.

Die durchschnittliche Anzahl der Angebote der Genussbotschafter:innen ist deutlich gestiegen; fast die Hälfte findet regelmäßig statt. Damit erreicht Ich kann kochen! eine nachhaltige Veränderung in den Einrichtungen – eines unserer zentralen Ziele. Prozent der Angebote werden in festen oder überwiegend festen Gruppen durchgeführt – eine geringe Fluktuation, welche die nachhaltige Wirkung der Aktivitäten nochmals verstärkt.

Impulse für die Einrichtungen

Die Evaluator:innen der PH Schwäbisch Gmünd kommen zum Ergebnis, dass die Aktivitäten in Kitas deutliche Impulse in die Strukturen hineingeben. Die Ausstattung wird verbessert, der Austausch verstärkt, das Verpflegungsangebot verbessert und der finanzielle Spielraum für Kochaktivitäten erweitert. Unsere Genussbotschafter:innen haben also auch einen positiven Einfluss auf die Verhältnisse in den Kitas (Verhältnisprävention).

Insgesamt ist ein gesteigertes Interesse der Kolleg:innen an gesunder Ernährung zu beobachten; sie werden vermehrt in entsprechende Aktivitäten einbezogen. Es werden Beete und Schulgärten angelegt, und das Thema Ernährung wird in die Jahresplanung integriert – zum Beispiel bei Festen. Einige Einrichtungen haben die Küche modernisiert, Kochgeräte angeschafft oder den Einkauf auf Bio-Lebensmittel umgestellt.

Nach Einschätzung der interviewten Kita-Leiter:innen erhöht sich durch die Aktivitäten der Genussbotschafter:innen der Austausch; Mitarbeitende sind offener für das Thema Ernährung, Eltern werden besser informiert. Manchmal steigen sogar das Wissen und die Motivation des gesamten Teams. Die Aktivitäten der Genussbotschafter:innen sind für die Einrichtungen ein Gewinn: 82,6 Prozent der Genussbotschafter:innen und alle Einrichtungsleitungen stimmten der Aussage zu, dass die Tätigkeiten einen hohen Mehrwert haben. Ernährungsbildung ist als Teil des Alltags ein Beitrag zur Gesundheitsförderung – und das werten viele Leitungen als ein Qualitätsmerkmal ihrer Einrichtung.

Unterstützung durch die Einrichtungsleitung

Kochangebote können leichter umgesetzt werden, wenn die Einrichtungsleitungen mitziehen. Sie sind somit ein wichtiger Gelingensfaktor für die Wirkung von Ich kann kochen! und tragen wesentlich dazu bei, dass die Genussbotschafter:innen hoch motiviert bleiben. Die EvaluatorInnen der Universität Jena empfehlen daher, in den Fortbildungen vermehrt darauf einzugehen, wie die eigene Einrichtungsleitung für die praktische Ernährungsbildung gewonnen werden kann.

Unsere enge Zusammenarbeit mit Trägern und Kommunen bei der Umsetzung unserer Fortbildungen wollen wir in diesem Sinne weiter verstärken, um auch die notwendige Unterstützung der relevanten Leitungsebenen für Ich kann kochen! sicherzustellen.

Finanzierung

Mit Blick auf das von vielen Genussbotschafter:innen genannte Problem, die Angebote zu finanzieren, untersuchten die Evaluator:innen auch die Nutzung der BARMER Starthilfe zum Kauf von Lebensmitteln in Höhe von bis zu 500 Euro. Drei von vier der befragten Genussbotschafter:innen, die sie beantragt hatten, gaben an, dass die Realisierung ohne die Förderung nicht möglich oder deutlich schwieriger gewesen wäre. Die Abwicklung der Förderung durch die BARMER erlebten sie als weitgehend reibungslos.

Die Evaluation zeigt aber zugleich, dass kontinuierliche Kochangebote für viele Einrichtungen eine finanzielle Herausforderung sind – und dies gilt auch für die Anschaffung von Küchenausstattung und -zubehör. Die Evaluator:innen empfehlen daher, dauerhafte Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen und Beispiele aus anderen Einrichtungen allen zugänglich zu machen.

Entsprechend wollen wir unsere gute Zusammenarbeit mit Trägern, Kommunen und der Politik nutzen, um für eine dauerhaft angemessene Finanzierung der praktischen Ernährungsbildung in Kitas und Schulen zu werben. Die BARMER kann nur eine bedarfsorientierte Anschubfinanzierung, aber keine dauerhafte finanzielle Unterstützung für die Einrichtungen leisten.

Mehr zur Lebensmittelförderung

Jetzt herunterladen:

„5 Jahre Ich kann kochen! – Praktische Ernährungsbildung, die wirkt“: Alle Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation und zur Wirkung von Ich kann kochen! auf einen Blick

 

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